Liest ja keiner!

Bücher, Bücher, Bücher!

von Lisa Keskin

Bilder: freepik.com (@KamranAydinov)

Bücher, Bücher, Bücher!

Bücher über Bücher, denke ich leicht frustriert, als ich die unzähligen bunten Covers betrachte. Ich fühle mich überwältigt und erschlagen von der Vielfalt der Titel, die es allein zu meinem Fachgebiet gibt. Die Welt hat auf mein Sachbuch wirklich nicht gewartet! Seriös, lustig, Hardcovers, Softcovers, Klappcovers, bunt, schwarz, dick, dünn liegen sie alle nebeneinander und lachen mich aus.

Ich dumme, dumme Kuh! Wie konnte ich nur auf die Idee kommen, jemand sei auf mein Wissen neugierig? Wer bin ich schon? Ja, auch hier liegen Namen, die ich noch nie gehört habe – aber immerhin haben diese Bücher ihren Weg in die Buchhandlung gefunden … und meins? Das schrumpft im Kopf gerade zur Größe einer Erbse zusammen, gemeinsam mit meinem mühsam aufgebauten Selbstbewusstsein.

Eigentlich wollte ich nur ein wenig recherchieren, Wettbewerbsbeobachtung machen. Dass ich mich von diesen „Wettbewerbern“ dann fast schon verhöhnt fühlen würde, damit hatte ich nicht gerechnet.

Grummelnd und trotzig, ja, geschlagen, trete ich den Rückzug an. Ich muss auch nichts schreiben – ist ja bisher so auch ganz gut gelaufen für mich, ohne Buch!

Ich streiche noch kurz wehmütig durch die Abteilungen, tätige einen unüberlegten Frustkauf – wer braucht schon Marker in fünf verschiedenen Rosatönen, wenn das Leben grad nicht rosa ist? – und trolle mich nach Hause. Die nächsten Tage verstreichen in einem Nebel aus Groll und Selbstmitleid. Ich arbeite – als Coach übrigens, aber das nützt mir bei mir selbst auch nicht viel –, liege auf der Couch und hinterfrage mein Leben und heule mich bei meiner besten Freundin aus.

Dann, an Tag vier meiner Tour de Pathetique, passiert es. Mein Telefon läutet. Als ich abhebe, höre ich die aufgeregte Stimme meiner kleinen Nichte: „Kannst du mir bitte helfen? Du machst ja was mit Menschen. Und ich hätte da eine Frage wegen meiner Hausübung. Die Mama kennt sich zwar aus, aber sie kann es mir nicht erklären, und die Frau Lehrerin auch nicht. Ich versteh‘s einfach nicht!“ Ich höre ihr zu und lächle. Eh klar, so kann sie es nicht verstehen. Sie tickt ja ähnlich wie ich. Wir brauchen es plastischer, mit Bildern und Geschichten erklärt, nicht bloß die Fakten aufgezählt. Nach kurzem Nachdenken entwickle ich eine Story für sie. „Verstehst du‘s jetzt?“ Sie atmet erleichtert auf: „Jaaaaa – keine erklärt wie du!“ Schickt mir noch ein Bussi durchs Telefon und lässt mich mit meinen Gedanken allein.

Keine erklärt wie ich, denke ich.

Und dann wird es mir klar. Na logisch erklärt keine andere wie ich – es ist keine andere wie ich! Und das gilt auch, wenn ich etwas schreibe. Nicht jeder wird es gut finden, und nicht jede wird es so verstehen, wie ich es geschrieben habe. Aber vielleicht gibt‘s da draußen mehr Menschen wie meine Nichte, die es genauso erklärt haben wollen, damit sie es gut nehmen können! Und ja, vielleicht sollte ich mein Buch doch abschließen. Vielleicht …

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Deine Lisa vom Buchtraum